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“Candide”
Comic Operetta von Leonard Bernstein
Buch von John Caird nach Hugh Weeler
Liedtexte von Richard Wilbur, Stephen Sondheim u.a.
Deutsch von Martin G. Berger
Musikalische Leitung: Dominik Beykirch
Regie: Martin G. Berger
Choreographie: Friedrich Bührer
Bühne: Sarah-Katharina Karl
Kostüme: Sabine Hartzsch
Video: Bahadir Hamdemir
DNT Weimar 2017”
PRESSESTIMMEN
„Ausgerechnet "Candide", dieses bisher doch recht behäbige, moralinsaure Musical über einen einfältigen, gutherzigen Kerl aus Westfalen, der in eine böse, böse Welt geworfen wird, ist jetzt plötzlich so ätzend und unterhaltsam wie die besten Stücke von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Martin Berger befreite "Candide" vom biederen amerikanischen Etepetete-Charme der fünfziger Jahre und auch vom süßlichen, esoterischen Kitsch der siebziger - endlich klingt Voltaire wieder so, wie er war: Schneidend, hämisch, kaltschnäuzig und reichlich unsympathisch, aber herrlich treffend, grotesk, lebensprall.“ - BAYERISCHER RUNDFUNK
„Martin G. Berger bringt Bernsteins „Candide“ in aufwendiger Multimedia-Ästhetik mit Tiefsinn und Spaß auf die Weimarer Bühne. […] Revueartig, im Stil einer glamourösen TV-Spiel-Show hat Martin G. Berger Bernsteins „Candide“ am DNT Weimar inszeniert. In der von John Caird revidierten, von Berger ins Deutsche übertragenen Fassung gewinnt die „kleine komische Oper“ eher den Charakter eines Musicals, der freilich bei dreistündiger Spieldauer arg strapaziert wird. Dennoch genoss das Publikum einen flamboyanten Abend – mit viel Witz, Charme und philosophischer Klugheit. […] Die authentisch verwackelten, elektronischen Bilder werden auf eine große Spiegelfläche auf der Bühne (Sarah-Katharina Karl) übertragen, das simultane Geschehen mischt sich virtuos zu einer neuartigen Multimedia-Live-Ästhetik, die die tradierten Grenzen der darstellenden Kunst überwindet.“ - THÜRINGER ALLGEMEINE
„Die Idee ist es, das als Stück der Stunde, als Stück von heute darzustellen mit der Botschaft: Leute, benutzt Euer eigenes Gehirn, glaubt nicht den einfachen Botschaften! […] Ideales Zusammenkommen eines künstlerischen Leitungsteams und eines großartigen Ensembles. Martin Berger, der Regisseur, nutzt zusammen mit der Bühnenbildnerin Sarah-Katharina Karl alle Möglichkeiten, die das Theater im Moment zur Verfügung stellt. […] Wahnsinnig witzig gemacht. […] Es ist ein herrlicher Theaterabend.“ - MDR KULTUR
„Martin G. Berger bespielt virtuos wirklich das gesamte Theater […] Wahnsinnig witzig, aber auch brutal [..] selten habe ich erlebt, dass ein Theater so sinnvoll in allen Räumen, auch in den Foyers, bespielt und dann per Video in den Saal zugespielt wird und die Aussage, dass doch jeder seine Augen selbst aufmachen soll, sein Gehirn selbst benutzen soll in einer so hochgradig ideologisierten Gesellschaft sehr deutlich rüberbringt und damit „Candide“ zu einem Stück wirklich für unsere Zeit macht.“ - DEUTSCHLANDRADIO KULTUR
„Martin G. Berger holt, soweit ihm das möglich ist, in seiner Sicht auf das frustrierende Weltpanorama zu allem aus, was emotionsresistente, triebgesteuerte, politikverdrossene, glücksgeile Sinnsuchende heute in Bewegung hält. Sarah-Katharina Karl setzt dazu alle dekorativen Hebel in Bewegung. Niemand im Saal, so signalisiert sie dem Publikum im großen Spiegel, entkommt diesem Megawahnsinn. Keine Ausflüchte bei der Genderdebatte, wenn die sechs aussortierten Könige lieber travestieren als regieren. Der große Bluff vom Sex als Liebe fliegt gnadenlos auf. Sabine Hartzschs Kostüme verbinden die Zeiten in einem fies-geschmacklosen Retro-Rokoko, dass es einen erbarmt vor der Zivilisationslüge. […] Diese Kontrastweite, die Sprungschnelligkeit von großen Revuegesten in kabarettistische Pointiertheit und der Schlüsselloch-Kitzel mittels Video machen die Produktion zu einem großartigen Abend. Das hat Brisanz, weil Martin G. Berger nicht in die feige Umleitung über operettig glättende oder verspielte Nebenstraßen ausweicht. Er stellt sich der Überlänge und kommt ihr einmal im Block zwischen der Zerstörung des westfälischen Schlösschens und dem Lissabonner Autodafé gefährlich nahe. Doch da, wo anderen Produktionen der Treibstoff ausgeht, in der Neuen Welt und Paraguay, hat er die richtige Energie und Kondition bis zum venezianischen Karneval, ein Lauf- und Freudenhaus in billigstem Rot und trostlos ohne Ende. […] Die Regie unterläuft alle Knallchargen-Traditionen, die sich in „Candide“ hineingefräst haben. […] Die Schlacht der Staatskapelle und des Deutschen Nationaltheaters Weimar endet mit einem strahlenden Sieg gegen die Tücken des noch immer extrem schwierigen Stücks.“ - NMZ